Da passiert etwas, wenn man das erste Mal die Welt der maßgeschneiderten Anzüge betritt. Obwohl es einige Zeit zurück liegt, erinnere ich mich gerne zurück: Eine große Reihe an Stoffbüchern, gefüllt mit hunderten von Stoffen und Dessins – Und ich soll mich für einen entscheiden? Ok Leute, wieviel Zeit habt ihr mitgebracht? Ich war begeistert, endlich konnte ich mir meinen Anzug so zusammenstellen, wie er mir gefällt. Nix von der Stange, nix, was sich etliche andere auch gekauft haben.
Ehrlich gesagt war mir nicht bewusst, wie viele Optionen es überhaupt gibt. Möchte ich einen Ein- oder Zweireiher? Welche Form soll das Revers haben? Und welche Breite? Wie viele Knöpfe möchte ich am Ärmel? Sollen sich diese Knöpfe überlappen? Verwende ich eine Kontrastfarbe für die Knopflöcher? Welche Taschen möchte ich haben und wie sollen diese platziert sein? Und wie soll überhaupt mein Innenfutter aussehen? Dies sind nur einige Fragen, die man bei der Fertigung eines Anzugs nach Maß für sich, oder gemeinsam mit einem guten Berater beantworten muss.
Als ich mich für die Designelemente entschieden habe, musste ich mich nun mit den Schnitten befassen. Möchte ich meinen Anzug bequem nach dem amerikanischen Vorbild, konservativ britisch oder eher italienisch körperbetonter geschnitten haben. Wähle ich die normale, oder die neapolitanische Schulter? Und entscheide ich mich für eine geklebte oder eingenähte Einlage??
So viele Fragen…und mein Kopf glühte. Doch die Freude an den nur für mich vernähten Anzug war umso größer. Und einen weiteren guten Nebeneffekt hatte das ganze: Ich habe mich dadurch intensiver mit der Kunst der Maßanzüge beschäftigt. Mein Verständnis und mein Wissen über einen guten Anzug haben sich grundlegend verbessert, mein Sinn für das Detail verschärft. Wie konnte ich mich früher mit einem Anzug von der Stange zufrieden geben? Wie konnte ich mir für das gleiche Geld etwas kaufen, das mich nicht be- sondern mehr verkleidet hat?
Und das Ergebnis? Ein perfekt sitzender Anzug und das sofortige Ausmisten des bestehenden Kleiderschrankes. Denn lieber zwei perfekte Anzüge, als zehn, die einem nicht passen.